Machtmissbrauch in Medien

Vor einem Jahr haben österreichische Journalistinnen aus dem Frauennetzwerk Medien die Forderung nach einer Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und Gewalt in den Medien erhoben. Mittlerweile haben sie den Verein „columna V gegründet, der für diese Vertrauensstelle kämpft.

Anders als in Deutschland ist die Vertrauensstelle, die auch in Österreich als Folge der „MeToo“-Debatte für den Bereich von Sport und Kultur etabliert wurde, nicht für die Medien zuständig. Im März 2023 forderten Journalist:innen, NGOs und Jurist:innen in Wien gemeinsam mit dem Frauennetzwerk Medien eine Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und Gewalt im Medienbereich ein. 223 Personen haben sich an einer Umfrage beteiligt, die aktuelle Missstände in der Medienbranche dokumentiert.

Häufiger Machtmissbrauch

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass es sich bei Machtmissbrauch und Gewalt jeglicher Art nicht um Einzelfälle, sondern um ein strukturelles Problem in der Medienbranche handelt. Nur 30,5 Prozent gaben an, nie betroffen gewesen
zu sein. Die Betroffenen berichten unter anderem von der Verweigerung von Aufträgen und/oder Beförderungen (53,9 Prozent), Rufschädigung und Diffamierung (42,6 Prozent).

Mit 83,5 Prozent gab eine große Mehrheit der Teilnehmenden an, aufgrund des Geschlechts oder der Geschlechtsidentität diskriminiert worden zu sein. Machtmissbrauch und Gewalt gingen laut Umfrage zu einem großen Teil von Vorgesetzten (73,7 Prozent), aber auch Kolleginnen (50,6 Prozent) und Interviewpartnerinnen (26,3 Prozent) aus.

Rat und Sicherheit

Die geforderte niederschwellige Vertrauensstelle columna V soll in Zukunft österreichweit und unabhängig betroffene und berichtende Journalist:innen unterstützen. Sie soll die Medienbranche für die Grenzen des Sag- und Machbaren in der Arbeitswelt sensibilisieren und Betroffenen eine sichere Anlaufstelle bieten, um über ihre Erfahrungen zu sprechen.

columna V will Betroffene dabei unterstützen, mit den Auswirkungen von Übergriffen umzugehen, die eigenen Rechte zu verstehen und angemessene Maßnahmen zu ergreifen bzw. weitere Schritte zu setzen: mit psychologischer Unterstützung, juristischer aber auch medienrechtlicher Beratung.

Commitment der Politik

Der Verein fordert im Vorfeld kommender Wahlen ein politisches Commitment über Wahlperioden hinweg, die gesetzliche Verankerung und eine abgesicherte Finanzierung. ÖVP, SPÖ, Grüne und NEOS betonten bereits, wie wichtig der Schutz von Journalist:innen bzw. die freie Ausübung des Berufs sei.

Quelle: Presseaussendung von columna V (März 2024)


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